Kostenloses E-Book, KI-Stimme, Hörbuch: Sämtliche Werke 20 - Aus dem Dunkel der Großstadt : Acht Novellen von Fjodor Dostojewski

Hörbuch: Sämtliche Werke 20 - Aus dem Dunkel der Großstadt : Acht Novellen von Fjodor Dostojewski
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Aus dem Dunkel der Großstadt
Acht Novellen
Bemerkungen über Dostojewski als Dichter der Großstadt.
Die Großstadt ist der Kampfplatz des modernen Lebens, sie ist die große Siegesstätte und zugleich die große Schädelstätte der modernen Menschheit. Auch wenn man die Großstadt vor dem allgemeinen Hintergrund des ganzen Volkes sieht und sich durchaus darüber im Klaren ist, daß die nährenden, die schöpferischen Kräfte gerade des Lebens unserer Zeit nach wie vor im Lande liegen, in dem weiten, breiten, fruchtbaren Schoß der vielen Millionen, gegen die auch die größte Großstadt doch immer nur einen Bruchteil aufzuweisen hat – auch dann bleibt die Großstadt doch noch etwas ganz Besonderes. Sie zeigt Seiten des modernen Lebens doppelt charakteristisch ausgeprägt. Sie ist das Musterbeispiel aller neuen Erfindung und Erfahrung. Sie ist gleichsam die zivilisatorische Versuchsstation der Epoche, der Schmelzofen der Werte, das Bassin des Erdenkraters, aus dem die Erde ihre neuen Menschen und Werke dichter, gedrängter herausschleudert.
Draußen auf dem Lande geht die schwere, ruhige, gleichmäßige Weiterentwickelung der Nation vor sich, erneut sich ihr unerschöpflicher Menschen- und Kräftereichtum, der das Ganze zusammenhält und immer wieder spendet und spendet. Drinnen in der Großstadt aber werden die Kämpfe der Zeit ausgefochten, spitzen die Probleme sich zu, finden ihre Lösung oder brechen aus im Konflikt. Hier wird jene Nähe aller Ferne am deutlichsten empfunden, die wir den modernen Verkehrsmitteln verdanken. Hier liegt die Kreuzung aller Züge, der Treffpunkt aller Wege, der Austausch von Völkern und Erdteilen. Hier strahlt das elektrische Licht heller als anderswo, hier ist auch in der Nacht unausgesetzt Tag, hier stehen Arbeit und Genuß, Not und Glanz samt allen Lastern der Zeit am gefährlichsten nebeneinander. Die Menschen der Großstadt haben etwas voraus vor anderen Menschen, sie sind Pioniere und Märtyrer zugleich, die die überraschenden Wandlungen mit vermehrter Nervenanspannung aushalten mußten. Generationen auf Generationen wurden in der Großstadt eingesetzt, Lücken wurden gerissen und Opfer gebracht, und doch fanden sich immer wieder Neue, die kühn in das Unbekannte der modernen Kultur vordrangen, die wir alle suchen. Gewiß wird unsere Kultur dereinst von dem ganzen Lande gelten, von jedem Gau, dessen Menschen an ihr mitgearbeitet haben. Vielleicht werden sogar ihre tiefsten und mächtigsten Werke, diejenigen welche dann über die ganze Welt sich erstrecken und das Ewige ausdrücken, ursprünglich aus den stillen Winkeln irgend einer engeren Heimat kommen – aber die eigentlichen Kulturformen, die modernen Kunstformen, die neuen Stilformen werden doch immer und überall in irgend einer Weise diejenigen sein, welche die Großstadt zuerst als Lebensformen ausgebildet hat.
In die moderne Dichtung hat sich der Gegensatz von Land und Großstadt früh schon hineingezogen; nirgendwo schärfer als dort, wo der Gegensatz auch im Leben heftig und unvermittelt einsetzte: als in Rußland und der russischen Dichtung. Beinahe unmittelbar lösten hier patriarchalische Verfassung und moderne, europäische Kultur einander ab. Beinahe übergangslos folgten hier Vergangenheit und Zukunft auf einander, indes keine oder doch nur eine halbe, unausgesprochene, zerrissene Gegenwart da war, die vermitteln konnte. Es wurde der Gegensatz von Tolstoi und Dostojewski. Beide wuchsen durch ihn zu monumentalen Erscheinungen aus. Der eine, indem er die ganze robuste Volks- und Urkraft in sich aufspeicherte, die im flachen Lande, im Leben des russischen Bauern und des russischen Landadels liegt, und die er dann in seinen Romanen in Kapiteln vorführte, die fast die Ruhe und den Fluß homerischer Gesänge hatten. Und der andere, indem er all das Fieber aufnahm, das von der Stadt Peters des Großen aufstieg, und all das Grauen und den Wahnsinn, all den Schmerz und das Elend versammelte, die das Leben ihrer neuen Menschen erfüllen. Monumentalität ist immer in irgend einer Weise Überpersönlichkeit, ist Ausdruck nicht so sehr des einzelnen Dichters, als Ausdruck des massiven Lebens der Vielen, der Menge, des ganzen Volkes, oder doch eines bestimmten und immer eines beträchtlichen Teiles desselben. Die Monumentalität Tolstois wie Dostojewskis ist von dieser Art. Nur das ist der Unterschied, daß die Monumentalität der Natur, vor der wir bei Tolstoi stehen, im Grunde wieder die alte, große, ewige ist, während die Monumentalität der Großstadt, die Dostojewski erreichte, ein Neues, Kühnes, Unerhörtes war. Wir wußten bereits, daß die ewigen Wahrheiten starker und gesunder Liebe monumental gestaltet werden konnten, die großen Verhältnisse von Herr und Knecht, die von allen Zeiten gelten, die schlichten einfachen Daseinsbeziehungen schlichter einfacher Menschen, die so riesig wirken, weil sie das gerade herausgegriffene Beispiel von Millionen sind. Aber wir wußten noch nicht, daß auch aus dem modernen Leben, all seinen ungewohnten Verhältnissen, absonderlichen Menschen, seltsamen Schicksalen, all seinen ungeahnten Tragödien und unheimlichen Problemen diese gewaltigen Wirklichkeitsfresken zu malen waren. Eine Monumentalität der modernen Großstadtdichtung: die gibt es erst von Dostojewski an.
Wohl haben auch die Dichter anderer Länder die Großstadt geschildert. Man könnte vor allem an Amerika denken, wo sich der Übergang von dem patriarchalischen Leben, das dort die Kolonisten führten, zur modernen Zivilisation, wenn auch im Einzelnen natürlich unter ganz anderen Lebenserschei
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